Ausgabe Mai 2025

Liebe Leserinnen und Leser,
Licht und Schatten – so lässt sich der neue Koalitionsvertrag aus Berlin wohl am treffendsten zusammenfassen.
Einerseits sendet er wichtige Signale für den Luftverkehr und den Wirtschaftsstandort Deutschland, andererseits bleiben viele Fragen offen – gerade aus mitteldeutscher Sicht.
Was bedeutet das für unsere Region? Für die Entwicklung unserer Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden? Und wo braucht es aus unserer Sicht klare Prioritäten, damit Mitteldeutschland als Mobilitäts- und Logistikdrehscheibe Europas gestärkt wird? Diese Fragen möchten wir in dieser Ausgabe beleuchten.

Maret Montavon
Leiterin Kommunikation & Politikbeziehungen
DIE THEMEN IM ÜBERBLICK
1 / Was bedeutet der neue Koalitionsvertrag der CDU/CSU und SPD für die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden?
2 / Das Beste zum Schluss
Was bedeutet der neue Koalitionsvertrag der CDU/CSU und SPD für die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden?
Wir haben aus dem Koalitionsvertrag der CDU/CSU und der SPD die für die Luftfahrt wichtigsten Passagen herausgegriffen und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle analysiert:
1. Internationale Konnektivität – ein positives Signal, aber ohne regionale Konkretisierung
"Die Koalition setzt sich zur Unterstützung des Wirtschaftswachstums dafür ein, die internationale Konnektivität deutscher Flughäfen zu verbessern." (Luftverkehr, Zeile 237 - 238)
"Wir ergreifen Maßnahmen, um die Anbindung und Konnektivität der Reisedestination Deutschland zu sichern, unter anderem durch den Ausbau des Schienen- und Flugverkehrs." (Tourismus, Zeile 397 - 398)
Fazit: Die Absicht, die Anbindung deutscher Flughäfen an internationale Märkte zu verbessern, ist ein zentraler Aspekt des Vertrags zum Thema Luftverkehr. Für Sachsen und Sachsen-Anhalt ist das besonders relevant – denn hier treffen exportorientierte Wirtschaft, wachstumsstarker Tourismus und leistungsfähige Logistik, insbesondere am Standort Leipzig/Halle, direkt aufeinander. Gerade der Flughafen Leipzig/Halle spielt als internationales Frachtzentrum eine strategische Rolle für die gesamte Region. Zwar wird der Ausbau touristischer und wirtschaftlicher Konnektivität über Luft und Schiene grundsätzlich benannt, doch konkrete Aussagen zu regionalen Projekten oder förderfähigen Maßnahmen fehlen. Genau das aber wäre entscheidend, um Wettbewerbsfähigkeit, Erreichbarkeit und wirtschaftliches Wachstum langfristig zu sichern.
2. Standortkosten – hoher Druck bleibt bestehen
"Die luftverkehrsspezifischen Steuern, Gebühren und Abgaben wollen wir reduzieren und die Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurücknehmen. Die über das EU-Maß hinausgehende Power to Liquid (PtL)-Quote schaffen wir sofort ab. Wir sorgen dafür, dass Europäische Fluggesellschaften bei der Sustainable Aviation Fuels (SAF)-Quote nicht schlechter gestellt werden als außereuropäische. (...) Die Regionalflughäfen werden wir mit Blick auf die Flugsicherungskosten weiter unterstützen." (Verkehr, Zeile 855 - 861)
Fazit: Die angekündigte Rücknahme der jüngsten Luftverkehrsteuer-Erhöhung ist ein richtiger Schritt – und das klare Signal, weitere Belastungssteigerungen vorerst nicht weiter zu verfolgen, ist zu begrüßen. Dennoch verbleiben wir weiter auf dem historisch hohen Niveau von 2024. Eine tatsächliche strukturelle Entlastung ist bislang nicht erreicht. Im europäischen Vergleich zählen deutsche Flughäfen weiterhin zu den am stärksten belasteten Standorten. Für unsere Flughäfen bedeutet das: Ein wichtiges politisches Signal – aber noch keine wirkliche Wettbewerbsverbesserung.
3. Nachhaltigkeit & Energie – Fortschritte bei Wasserstoff, Entlastungen bei Stromkosten
"Unser Ziel ist es, die Modernisierung in der Luftfahrtindustrie und des Luftverkehrs in Richtung fairer Wettbewerb und Dekarbonisierung zu gestalten." (Luftverkehr, Zeile 236 - 237)
"Die Hälfte der nationalen Einnahmen aus dem luftfahrtinduzierten europäischen Emissionshandel (ETS 1) wollen wir zur Förderung der Marktimplementierung von SAF verwenden." (Verkehr, Zeile 858 - 860)
"Ein größeres Energieangebot dient der Stabilisierung und Reduzierung der Stromkosten." (Kraftwerkstrategie, Zeile 1077 - 1079)
"Unser Ziel sind dauerhaft niedrige und planbare, international wettbewerbsfähige Energiekosten." (Industriestandort Deutschland stärken, Zeile 138 - 139)
"Wir werden den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft beschleunigen und pragmatischer ausgestalten." (Industriestandort Deutschland stärken, Zeile 141)
"Für den schnellen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft brauchen wir klimafreundlichen Wasserstoff aus verschiedenen Quellen. Ziel ist langfristig die Umstellung auf klimaneutralen Wasserstoff, basierend auf einem wachsenden Anteil Erneuerbarer Energien aus dem Inland und aus Importen." (Wasserstoff, Zeile 1094 - 1096)
“Klimaneutrale Mobilität: Wir intensivieren unsere Forschungsaktivitäten für die Dekarbonisierung der bodengebundenen Mobilität sowie der Schiff- und Luftfahrt.” (Forschungs- und Innovationsförderung, Zeile 2527 - 2528)
Fazit: Die Unterstützung für den Aufbau eines Wasserstoffkernnetzes und die Förderung nachhaltiger Energiequellen sind wichtige Schritte, die auch unsere Projekte wie "NetZeroLEJ" voranbringen können. Die geplanten Stromkostensenkungen bieten zusätzliche Entlastung – wichtig für den Betrieb und den Ausbau unserer Infrastruktur und eine gute Nachricht für alle Unternehmen.
4. Kritische Infrastruktur & Investitionen – neue Chancen für Mitteldeutschland?
"Wir werden bis Ende des Jahres eine Strategie entwickeln, die die Fragen der zivilen und militärischen Luftfahrtindustrie sowie die Stärkung des Luftverkehrsstandortes zusammendenkt, und werden diese in dieser Legislaturperiode umsetzen." (Luftverkehr, Zeile 242 - 244)
Fazit: Unsere Flughäfen zählen zur kritischen Infrastruktur – eine gezielte Förderung blieb bislang aus. Mit dem neuen Infrastrukturpaket eröffnet sich nun eine neue Möglichkeit: Infrastrukturprojekte in kritischen Bereichen sollen gezielt unterstützt werden. Für unsere Standorte mit ihrem Nachholbedarf an Investitionen wäre dies ein wichtiges Instrument, um nicht nur Sicherheit, sondern auch zukunftsfähige Kapazitäten auszubauen. Entscheidend wird sein, ob die Mittel auch Flughäfen wie Leipzig/Halle und Dresden zugutekommen.
5. Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung – ein Reformansatz mit Potenzial
"Deutschland muss auf dem Weg zur Planungs- und Baubeschleunigung mutige Wege gehen. Notwendig ist eine grundsätzliche Überarbeitung von Planungs-, Bau-, Umwelt-, Vergabe- und des (Verwaltungs-)Verfahrensrechts." (Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung, Zeile 681 - 683)
"Mit den Ländern werden wir die Planungs- und Genehmigungsverfahren vollständig digitalisieren." ((Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung, Zeile 700 - 701)
"Wir unterstützen das europäische Omnibusverfahren zur Lieferkettensorgfaltspflicht (CSDDD), zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), Taxonomie und CO2-
Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und setzen uns dabei für eine bürokratiearme Lösung insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen ein." (EU-Bürokratierückbau durch die Bundesregierung, Zeile 2008 - 2011)
Fazit: Die angekündigten Maßnahmen zur Vereinfachung und Digitalisierung von Planungsverfahren könnten ein Schlüssel für schnellere Investitionen in unsere Infrastruktur, aber auch für Ansiedlungen im Umfeld unserer Standorte sein. Auch die Reduktion von Berichtspflichten und die angekündigte Körperschaftsteuerreform stärken die Handlungsfähigkeit. Als Betreiber unterstützen wir diese Entlastungen ausdrücklich.
2 Das Beste zum Schluss
Flugzeugbau is coming home - Grundsteinlegung für die Fertigung der D328eco am Flughafen Leipzig/Halle
Ein Tag, der nachhallen wird: Am 30. April 2025 fand die Grundsteinlegung für die Endmontagelinie des 40-sitzigen Turboprops D328eco von Deutsche Aircraft statt. Damit rückt die Serienproduktion des modernen und effizienten Flugzeugtyps am Flughafen Leipzig/Halle einen weiteren großen Schritt näher.
Seit dem Spatenstich im Mai 2023 hatte sich bereits einiges getan: umfangreiche Vorarbeiten wurden auf dem 60.500 Quadratmeter großen Gelände geleistet. Bis Ende des Jahres wird hier die „Fabrik 4.0“ entstehen, eine hochmoderne, CO₂-neutrale Fertigungsanlage, in der künftig bis zu 48 Flugzeuge pro Jahr produziert werden. Die Ansiedlung von Deutsche Aircraft schafft zukunftssichere Arbeitsplätze und festigt die Position des Airports als wichtiger Knotenpunkt für nachhaltige Mobilität.
Götz Ahmelmann, CEO der Mitteldeutsche Flughafen AG, betonte anlässlich der Grundsteinlegung: „Mit der Produktionslinie, für die wir heute den Grundstein legen, wird unser Airport zu einem Leuchtturm für den nachhaltigen Luftverkehr in Deutschland. Die D328eco wird Maßstäbe setzen: in puncto klimafreundlicher Produktion und umweltfreundlichem Fliegen. Beides ist wegweisend für die Zukunft der Luftfahrt und die wirtschaftliche Entwicklung der Region: Airplane's coming home!“
Marabu-Basis am LEJ eröffnet
Marabu Airlines verbindet seit Kurzem Mitteldeutschland mit den schönsten Urlaubsgebieten rund um das Mittelmeer, in Portugal, den Kanaren und Ägypten. Anfang April eröffnete die Airline am Flughafen Leipzig/Halle (LEJ) ihre größte Basis innerhalb Deutschlands. Die Condor-Schwester, die am LEJ drei Flugzeuge stationiert, wurde im November 2022 in Tallinn, Estland, gegründet und verfügt über eine hochmoderne Flotte von Airbus A320neo Flugzeugen.
„Mit dem Flughafen Leipzig/Halle haben wir einen starken Partner mit einem attraktiven Einzugsgebiet an unserer Seite", erklärte Axel Schefe, CEO Marabu Airlines, zum Base Opening und ergänzte: „Die Eröffnung unserer neuen Basis in Leipzig/Halle ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zu weiterem Wachstum – sowohl bei unserer Flotte als auch bei unserem Team. Gemeinsam können wir noch mehr Gästen aus Mitteldeutschland mehr Momente am Meer bescheren."
Auch Flughafenchef Götz Ahmelmann begrüßt das Commitment der Airline am LEJ: „Die Eröffnung der Marabu-Basis ist ein Meilenstein auf unserem Weg, das Angebot an Sonnenzielen in Leipzig/Halle weiter auszubauen. Unser Passagiergeschäft speist sich zu gut drei Vierteln aus dem touristischen Bereich. Mit Marabu können wir in diesem wichtigen Segment weiter wachsen.“
In diesem Jahr bedient Marabu ab Leipzig/Halle Sonnenziele wie Palma de Mallorca, Hurghada, Kreta, Rhodos, Korfu, Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura, Madeira, Jerez de la Frontera, Faro, Kos und Lanzarote. Als neues Ziel wird Chania auf Kreta angeflogen.
Flughafen Leipzig/Halle: Werksflüge für die Region geöffnet – neue Verbindung nach Debrecen
Ein weiterer Erfolg für die internationale Anbindung Mitteldeutschlands: Pünktlich zum Sommerflugplan startet erstmals eine Maschine der Universal Air vom Flughafen Leipzig/Halle nach Debrecen in Ungarn.
Was ursprünglich als Werksflug für die Bedürfnisse der Wirtschaft – insbesondere im Zusammenhang mit dem neuen BMW-Standort in Debrecen – entwickelt wurde, steht nun auch der breiten Öffentlichkeit offen. Zweimal wöchentlich, donnerstags und sonntags, verbindet Universal Air den Flughafen Leipzig/Halle mit der zweitgrößten Stadt Ungarns.
Debrecen bietet neben wirtschaftlicher Bedeutung auch attraktive Möglichkeiten für Tourismus und Erholung. Mit einer Flugzeit von rund zwei Stunden rückt die Region noch näher an Mitteldeutschland heran.
Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer über einjährigen engen Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Mitteldeutscher Flughafen AG (MFAG), die damit die Konnektivität des Standortes nachhaltig stärkt und neue Impulse für die regionale Entwicklung setzt.
Neue Wege für den Passagierluftverkehr: Partnerschaften im Fokus
Der Luftverkehr ist ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung in Mitteldeutschland. Doch steigende Standortkosten und der internationale Wettbewerb stellen die Flughäfen Leipzig/Halle (LEJ) und Dresden (DRS) vor neue Herausforderungen.
Beim Workshop „Flying Forward“ am 7. Mai 2025 bringt die Mitteldeutsche Flughafen AG Akteure aus Wirtschaft, Politik und Tourismus zusammen, um Zukunftsstrategien zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie können Strecken künftig nur noch gemeinsam gesichert und ausgebaut werden – sei es über Public Private Partnerships, Marketingfonds für neue Verbindungen oder die Öffnung von Werksverkehren für den Passagiermarkt, wie aktuell bei BMW und der Strecke nach Debrecen.
Ein Blick auf das erfolgreiche Modell am Flughafen Paderborn zeigt: Partnerschaftliche Ansätze könnten auch für Mitteldeutschland ein Schlüssel zur Stärkung des Luftverkehrs sein.
Drei Jahre in Folge ausgezeichneter Kundenservice
Der Flughafen Leipzig/Halle wurde in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge von Condor mit dem Award „Best Customer Service“ bei der Kurz- und Mittelstrecke ausgezeichnet. Der LEJ konnte sich gegen 10 weitere Stationen in der DACH-Region durchsetzen. Insgesamt 35 Destinationen im Kurz- und Mittelstreckennetz der Condor wurden bei der Bewertung berücksichtigt.
„Diese Auszeichnung ist ein großartiger Beleg für die herausragende Leistung unseres Teams, insbesondere der Betriebsleiter und Check-in-Agenten, die täglich alles geben, um unseren Reisenden einen reibungslosen und freundlichen Start in den Urlaub zu ermöglichen. Sie gehen regelmäßig die Extra-Meile – und genau das honoriert Condor mit großem Dank und Anerkennung“, so Franziska Münze, Leiterin Passage am LEJ.

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