Sonderausgabe September 2025

Einordnung Ryanair-Kritik in der Sächsischen Zeitung und Leipziger Volkszeitung Luftverkehrsstandorte Leipzig/Halle und Dresden im politischen Fokus
Liebe Leserinnen und Leser,
ein aktuelles Interview der Fluggesellschaft Ryanair in der Sächsischen Zeitung (12.09.2025) sowie in der Leipziger Volkszeitung (13.09.2025) wirft dem Management der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) mangelnde Gesprächsbereitschaft und zu hohe Standortkosten vor. Als MFAG – und als Kommunikationsverantwortliche für die Standorte Leipzig/Halle und Dresden – ordne ich diese Aussagen wie folgt ein:
1. Gesprächsbereitschaft ist keine Einbahnstraße
Seit Mitte 2023 befinden wir uns in kontinuierlichem Austausch mit Ryanair – unter anderem zur Incentivierung neuer Strecken und zur Absicherung des bestehenden Angebots. Auf Management- und Vertriebsebene, mit konkreten Gesprächsangeboten, mit überarbeiteten Konzepten, mit ehrlichem Willen zur Zusammenarbeit. Die MFAG hat mehrfach Gesprächsinitiativen ergriffen und aktiv Lösungen vorgeschlagen. Ein für Ende August 2025 terminiertes Spitzengespräch unter Teilnahme des Ministerpräsidenten Sachsens sowie der CEOs von Ryanair und CEO Götz Ahmelmann (MFAG) wurde von Ryanair selbst abgesagt. Auch das gehört zur Realität hinter der medialen Erzählung.
Ryanair hat über mehrere Jahre hinweg von marktgerechten, attraktiven Konditionen profitiert – inklusive eines gestaffelten Incentive-Modells. Seit Mitte Mai 2025 wurden erneut mehrere Gespräche geführt, um weiteres Wachstum zu fördern.
Für weitere Informationen hier klicken
- November 2023: Produktives Gespräch mit Angebot zur Vertragsverlängerung und gestaffeltem Incentive-Modell für neue Strecken.
- August 2024: Ryanair kündigt Rückzug an; fordert u. a. Übernahme der Luftsicherheitsgebühren – ein rechtlich unzulässiger Wunsch.
- Oktober 2024: Ryanair kommuniziert öffentlich den Rückzug zum Sommer 2025.
- März 2025: MFAG unterbreitet ein überarbeitetes Angebot, das positiv aufgenommen wird – mit Hinweis auf politische Rahmenbedingungen in Deutschland. Verabredung für erneuten Austausch in sechs Monaten.
- Sommer 2025: Geplantes Spitzengespräch mit MP – von Ryanair abgesagt.
Wer der Öffentlichkeit gegenüber behauptet, „nichts mehr voneinander gehört“ zu haben, verzerrt die Fakten.
2. Standortkosten sind politische Realität – kein regionales Versäumnis
Die Belastungen für den Luftverkehrsstandort Deutschland sind strukturell und politisch verursacht: Luftverkehrsteuer, Luftsicherheits- und Flugsicherungsgebühren treffen alle Flughäfen – mit besonderer Wucht kleinere Standorte außerhalb der großen Hubs.
Ryanair spricht von „Fixkosten“ in Höhe von über 50 € pro Passagier – davon entfallen allein rund 30 € auf staatlich verursachte Gebühren, auf die Flughäfen keinen Einfluss haben.
Im Detail:
- Luftverkehrsteuer: 15,50 € je Passagier
- Luftsicherheitsgebühren: bis zu 15 €, nachdem der Bund die Obergrenze im Januar 2025 von 10 € auf 15 € angehoben hat (Initiative des Bundesrates)
- Flughafenentgelte: reguliert, diskriminierungsfrei, genehmigungspflichtig
- Leipzig/Halle: staatlich induzierte Komponenten 28,50 € / Dresden: 30,50 €
- Ryanair profitierte über mehrere Jahre von einem marktgerechten Incentive-Modell – weit unterhalb der genannten 50 €.
Hinzu kommt: Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarte Senkung der Luftverkehrsteuer ist bislang nicht umgesetzt worden.
Im europäischen Vergleich ist Deutschland unter den Schlusslichtern bei der Verkehrsentwicklung. Airlines verlagern Flugzeuge ins Ausland – nicht wegen einzelner Flughäfen, sondern wegen des nationalen Rahmens. Diese Entwicklung ist durch Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft belegt und betrifft den gesamten deutschen Luftverkehr.
3. Ryanairs Aussagen folgen einem bekannten Muster
Die aktuelle Kritik reiht sich ein in ein europaweites Verhalten, das sich zunehmend an Flughäfen und politischen Entscheidern zeigt: Forderungen nach Sonderkonditionen, öffentliche Schuldzuweisungen, Rückzugsdrohungen.
Beispielhafte Fälle aus Europa:
- Spanien: AENA spricht von einer „Strategie der Erpressung“ (Handelsblatt vom 03.09.2025)
- Frankreich: Rückzug aus Strecken mit medialem Druck (airliners vom 30.07.2025)
Diese Taktik ist bekannt – und kein Maßstab für die Zusammenarbeit an einem Standort, der Verlässlichkeit und Fairness braucht. Wer mit uns fliegen will, muss auf fairem Boden bleiben.
4. Verantwortung heißt: Keine Sonderbehandlungen
Die MFAG steht für eine diskriminierungsfreie, transparente Geschäftspraxis. Wir handeln im Einklang mit Luftverkehrs- und Beihilferecht – und mit Blick auf die Erwartungen unserer Gesellschafter, Mitarbeitenden und Partner.
Warum wir als Flughäfen die Luftsicherheitsgebühren nicht “senken” können:
- § 5-Kontrollen sind hoheitliche Aufgaben des Bundes
- Durchführung durch die Bundespolizei, nicht durch die Flughäfen
- Kosten werden vom Bund kalkuliert und 1:1 an Airlines weitergereicht
- Ein eigenes „Beleihungsmodell“ wäre nur bei deutlich höherem Verkehrsaufkommen wirtschaftlich tragfähig – für LEJ und DRS aktuell nicht sinnvoll
- Benchmark: Leipzig liegt im Mittelfeld, Dresden am oberen Rand – nicht wegen ineffizienter Prozesse, sondern wegen des geringeren Passagieraufkommens bei fixen Infrastrukturkosten
Unsere Restrukturierung ist kein Sparprogramm auf Kosten des Angebots, sondern ein strategischer Kurs mit klarem Ziel: die Zukunftsfähigkeit der mitteldeutschen Flughäfen in einem schwierigen Marktumfeld.
Verlässliche Konditionen statt versteckter Subventionen – das ist unsere Linie.
5. Was politisch jetzt gefordert ist
Wenn wir über „teure“ Standorte sprechen, müssen wir die Ursachen benennen – und dort ansetzen:
- Senkung oder Harmonisierung der Luftverkehrsteuer
- Reform der Luftsicherheitsgebühren
- Flugsicherungsfinanzierung
- Zukunftsfeste Finanzierung kleinerer Flughäfen als Teil regionaler Daseinsvorsorge
Wir bringen uns aktiv in diese Debatten ein – mit klarer Haltung, mit Verantwortung für Sachsen und Sachsen-Anhalt und mit dem Ziel, die Stimme der mitteldeutschen Flughäfen im nationalen Luftverkehr zu stärken.
6. Ein Appell an Sachlichkeit und Standorttreue
Die MFAG steht für transparente und diskriminierungsfreie Entgeltpolitik – nicht für ein Rabattroulette nach dem Prinzip: Wer am meisten nachgibt, bekommt den Zuschlag.
Was wir nicht sind: verfügbar für Sonderbehandlungen oder Erpressungsversuche.
Wir haben alle Akteure – Airlines, Politik, Verbände – eingeladen, gemeinsam an einer Zukunft des Luftverkehrs zu arbeiten, die von Verlässlichkeit, Planbarkeit und Respekt gegenüber den Partnern geprägt ist. Wir werden auch zukünftig nicht damit aufhören.

Für Rückfragen oder vertiefende Gespräche stehen wir gern zur Verfügung
Ihre
Maret Montavon
Leiterin Kommunikation & Politikbeziehungen
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